Weiterbildungsziele



Die Weiterbildung bereitet umfassend für eine Tätigkeit als Kurs- oder Gruppenleiterin für systematische Entspannungsverfahren sowie für den Einsatz dieser Verfahren und einzelner Elemente in Beratung und Therapie, auch im Einzelkontakt, vor.

Die Anwendung erfolgt sowohl im präventiven, gesundheitsfördernden Kontext als auch im korrektiven bzw. Beratungs- und Therapieumfeld. Neben der Progressiven Relaxation und dem Autogenen Training umfasst die Weiterbildung weitere Entspannungs- und Stressbewältigungsmethoden wie imaginative Verfahren, Übungen der Achtsamkeitspraxis und Stressbewältigung.

Über die Verfahren hinaus erfolgt die eingehende Vermittlung von Kursleiterkompetenzen sowie von Fertigkeiten zu Kursaufbau und -organisation. Dies umfasst das sichere Auftreten als Kursleiterin, den Umgang mit herausfordernden TeilnehmerInnen und auftretenden Konflikten.

Zu den Themen zählen ebenfalls die individuelle Vermittlung von Entspannungsübungen und -verfahren sowie die Passung von Problemstellungen und Zielen und die Wahl eines hierfür geeigneten Vorgehens. Selbsterfahrungselemente beinhalten die Reflexion der eigenen (entspannungs-)therapeutischen Rolle ebenso wie die aktive Auseinandersetzung mit den einzelnen Verfahren. Fortgeschrittene und therapeutische Anwendungsmöglichkeiten, etwa die Arbeit mit individuellen Übungsanpassungen sowie mit positiven Affirmationen (Vorsätzen) im Kurs- sowie im Einzelsetting, sind Schwerpunkte der abschließenden Seminare. Auch der gezielte störungsspezifische Einsatz von Entspannungselementen, zum Beispiel bei Angst- und Traumastörungen, ist Teil der Weiterbildung.


Wozu Entspannung und Entspannungsverfahren?


Entspannungsverfahren sind nicht in Mode. Sie sind – im besten Sinne des Wortes – Klassiker. Ihre Hauptvertreter, die Progressive Relaxation und das Autogene Training wurden bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt. Bis heute haben sie jeden Trend überdauert und gehören zum Standardrepertoire jedes Präventions- und Stressbewältigungsprogramms im Rahmen der Gesundheitsfürsorge. In Psychotherapie und Beratung ist Entspannung über alle Ausrichtungen hinweg anerkannt und etabliert. Systematische Entspannungsverfahren zählen hierbei zu den am besten untersuchten und wirkungsvollsten Methoden in der Psychotherapie (Grawe 1994[1], Krampen 2004[2]).

Jeder Mensch benötigt Entspannung in seinem Leben. Die mangelnde Fähigkeit, die eigene Entspannung zu regulieren, ist nicht nur für Stress und Stressfolgestörungen verantwortlich, sondern spielt bei nahezu allen psychischen und körperlichen Störungen eine Rolle im Krankheitsgeschehen. Fast jeder Mensch kann systematische Entspannung lernen und gewinnbringend für sich nutzen. Die Verfahren weisen kaum Kontraindikationen auf und sind nebenwirkungsarm. Sie entfalten ihren Nutzen präventiv und therapeutisch: Neben der allgemeinen Gesundheitsvorsorge können sie gezielt zur, meist unterstützenden, Behandlung von Störungen eingesetzt werden. Unabhängig von einer vorliegenden Erkrankung senken sie die Grundanspannung und wirken hierdurch vorbeugend ebenso wie lindernd. Beherrschen wir ein Entspannungsverfahren stärkt das zudem Variablen wie Selbstwirksamkeit und Kontrollüberzeugung oder, allgemeiner, unsere Fähigkeiten zum „Selbstmanagement“ (vgl. Kanfer et al. 2006[3]).



[1] Grawe, K. (1994). Psychotherapie im Wandel. Von der Konfession zur Profession. 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe.

[2] Krampen, G. (2004). Differentielle Indikation von Autogenem Training und Progressiver Relaxation.   Entspannungsverfahren, 21, 6-27.

[3] Kanfer, F. H., Reinecker, H. & Schmelzer, D. (2006). Selbstmanagementtherapie. Berlin: Springer

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